Ich bin auf dem Weg nach Hause vom Einkaufen.
Luana quengelt im Kinderwagen und mein einziger Gedanke ist: Schnell nach Hause ins Warme. Vor der Haustür entschließe ich mich noch in den Briefkasten hineinzuschauen.
Oh, wir haben Post. Eine Postkarte und ein Briefumschlag.
Als ich den Absender lese, fängt mein Herz laut an zu pochen. Ich spüre wie mir warm wird.
Es ist der Befund vom Frauenarzt.
Ich bin total aufgeregt und überlege mir schon im Aufzug den Brief aufzureißen. Aber nein, lieber mache ich es in Ruhe. Ich bete das Gott mir Ruhe gibt, die Antwort gut aufnehmen zu können - egal was drin steht.
Luana sitzt in ihrem Stühlchen und hat Trauben vor sich. Das heißt auch für mich: einen Moment der Ruhe.
Ich mache den Brief auf und lese den Standartsatz: "Es ist etwas auffälliges an ihrem Abstrich festgestellt worden, bitte rufen Sie uns schnellstmöglichst zurück."
Ich atme tief durch. Augen zu und durch, denke ich, und schnappe mir das Telefon.
Auf diesen Moment habe ich schon fast zwei Wochen gewartet. Endlich Gewissheit haben. Wie geht es weiter, dürfen wir weitere Kinder bekommen ja oder nein, wie sieht unsere Zukunft auf.
Jeder Gedanke hängt an einem seidenen Faden: an dieser einen Antwort der Arzthelferin am anderen Ende der Leitung.
Als ich die Antwort höre muss ich direkt nochmal nachfragen.
Wie? Also wirklich? Der Befund war unauffällig?!
Eine riesen Anspannung fällt von mir ab.
Ich kann es garnicht wirklich begreifen. Mein Abstrich vom Gebärmutterhals war diesmal bei 2a. Das heißt, es sind keine veränderten Zellen mehr vorhanden.
Wow. Ich bin total geflasht - ein Wunder ist geschehen.
Als erstes muss ich mit jemand darüber reden.
Ich erzähle meiner besten Freundin davon, rufe David auf der Arbeit an, auch meiner Familie musste ich sofort Bescheid sagen.
Jeder freut sich mit mir und das erste was mein Vater macht, ist ein Dankgebet sprechen. Direkt im Videoanruf.
Ich realisiere es noch nicht wirklich bis David und mir einfällt: Wow! Dann können wir ja ein zweites Kind bekommen.
Frühere Gedanken die wir uns gemacht haben, lösen sich mit dieser Nachricht vom Frauenarzt einfach auf.
Jetzt, fast eine Woche später - bin ich einfach nur dankbar. Und ich kann in diesen Vers aus Klagelieder 3,22 miteinstimmen:
"Die Güte des HERRN hat kein Ende, sein Erbarmen hört niemals auf,
es ist jeden Morgen neu!
Groß ist deine Treue, o Herr! Darum setze ich meine Hoffnung auf ihn,
der HERR ist alles, was ich brauche."
Gott ist gut.
Und er hat es gut mit mir gemeint. Ich war in totaler Abhängigkeit zu ihm.
Wenn der Arzt sagt: "Hey, du musst abwarten. Du kannst nichts tun", ist man einfach nur machtlos. Nichts liegt in meiner Hand.
An einem Nachmittag, kurz vor der OP, setzte ich mich ans Klavier und begann mein Herz bei Gott auszuschütten. Ich weinte. Mein Herz war einfach zu voll. Als ich meine Bibel öffnete, lag da dieser Vers vor mir.
Ich begann Klavier zu spielen und es entstand ein Lied tief aus meinem Herzen.
Es gibt jemand, der die Dinge auf der Welt lenkt. Und an diesen jemand habe ich mich gewendet.
Er hat mir die Gelassenheit gegeben nicht durchzudrehen. Er gab mir diesen unbeschreiblichen Frieden ins Herz.
Für mich ist die Sache mit der Gebärmutterhalskrebsvorstufe gut ausgegangen.
Aber ich weiß - auch wenn der letzte Abstrich nicht gut gewesen wäre - Gott ist trotzdem gut. Und ich weiß, dass alles was uns so passiert, letztendlich etwas gutes hat.
Es kann jeden Moment wieder zurück kommen, deswegen muss ich auch weiterhin zu den Kontrollterminen.
Aber meine Zukunft macht mir keine Angst.
Ich habe meine Hoffnung auf Gott gesetzt und in ihm habe ich alles was ich brauche.
Danke an alle, die an mich gedacht haben und gebetet haben. Das bedeutet mir so viel!
Ich wünsche mir sehr, dass du das was ich erlebt habe, auch erleben kannst.
Nicht, dass ich dir jetzt Krebs wünsche! Aber ich wünsche dir das du siehst, es gibt jemand, dem darf ich mein Leben anvertrauen. Und er meint es gut mit mir. Gott ist gut!! :)
Liebe Grüße,
deine Maria